Küchenmontarghe…

Die Montage einer Küche ist ja schon fast ein archaisches Ereignis  – handelt es sich doch bei der Küche eigentlich um die zentrale Feuerstelle der Höhle…äh…Wohnung, in der der Jäger das frisch erlegte Mammut zu rösten gedenkt. So oder so – eine funktionierende Küche ist für eine Bude quasi unerlässlich (es sei denn, man gehört zu diesen wie-auch-immer-getariern, die nur Sachen essen, wie sie gerade vom Baum fallen) weswegen es nur die logische Konsequenz war, dass wir für unsere frisch erstandene Bude auch eine benötigen…

Der Kauf der Küche liegt ehrlich gesagt schon ein wenig zurück – genau genommen über 2 Monate, denn wenn man eine Küche schonmal „richtig“ kauft, dann kauft man die ja nicht vonne Stange, sondern auf die Höhle zugeschnitten. Weder Herr Argh noch ich befanden uns je im Besitz einer solchen Küche…bisher musste das frei kombinierbare Modell vom Schweden oder die klassische Küchenzeile des Baumarktes herhalten…war ja auch immer ausreichend irgendwie. Gezz isses aber so, dass die Feuerstelle zwar zentral in der Höhle, aber eben auch recht überschaubar von der Größe her ist, was ein gewisses „Küchentetris“ erforderlich machte, welches wir nur einem Fachmann zutrauten. Naja und außerdem wollte ich endlich mal eine Küche haben, die die Bezeichnung Küche auch verdient und die sanft einschlorzende Schubladen hat, einen Backhofen auf „Arghbeitshöhe“ und eine Geschirrspühlmaschine, die auch spült und nicht nur Spinatreste verteilt und all so Zeug. Für irgendwas muss die Kohle ja aus dem Fenster, wegen der ich mich täglich mit den schnöden Tischfeuerwerk ärgere…

Wie auch immer…geordert wurde die Küche nach Maß also bereits vor über zwei Monaten. Der Branche scheint es aber gar nicht mal so schlecht zu gehen, weswegen sich das „Küchenwerk“ gar eine Sommerpause gönnte und der Liefertermin sich um 3 Wochen verschob…wie ich sowas liebe. Nicht. Vor allem angesichts der Tatsache, dass nun quasi fast alles fertig war und unser rechtzeitiger Umzug nun mit der Funktionsfähigkeit der Feuerstellen stand und fiel…heute dann also sollte es soweit sein. Zumindest für 90% der Küche, denn die Arghbeitsplatte (ein tolles Stück, wie ich fand) kommt erst in 3 Wochen. Anscheinend ist hier nochmal hochgradig aufwändige Technik nötig, die Platte passend zu zu schneiden…vielleicht feilt sie gar ein speziell ausgebildeter Arbeitsplattentechnikerprofessordoktor per Hand aus einem gigantischen Block Kunststein…man weiß es nicht…

Nicht wirklich pünktlich – aber immerhin noch einigermaßen im zeitlichen Rahmen waren sie dann da. Die Männer, die das Feuer bringen…*andächtigesschweigen*

3 an der Zahl (wer weiß, wie groß die Küche ist, wird sich an dieser Stelle schon wundern) standen sie vor meiner Tür…inklusive eines 7,5-tonners voll mit der Ware meiner Begehr. So einfach geht das aber nicht…zunächst muss man nämlich eines wissen. DER KÜCHENMONTEUR an sich ist speziell. Denn nur er ist in der Lage die Feuerstelle ordnungsgemäß zu errichten und das weiß er auch und suhlt sich darin. In diesem Falle stellte sich ein Mann vor, der zwar nur 1,50m groß war, aber sich damit beeilte mir zu sagen, dass er den Job bereits seit 28 Jahren macht, damit hier gar nicht erst Zweifel darüber aufkommen, wer hier der Küchenbabo ist. In seiner Freizeit trägt er wahrscheinlich Cowboyhüte und fährt Dodge RAM, hier aber trug er die Küchenmonteursuniform seiner Firma. So weit so gut – Der RAM-Babo stellte die beiden anderen als Azubis vor…1. und 2. Lehrjahr, seine persönlichen Aspiranten und voll unter seiner Aufsicht. Nicht er nämlich sondern DIE würden MEINE Küche montieren. Natürlich unter seiner Oberaufsicht, was ihn augenscheinlich mehr begeisterte, als die beiden Kollegen. Vor allem, weil es schon ca. 87 Grad draußen hatte und es in dem LKW sicherlich nicht gerade polarfrisch war. Der RAM-Babo hatte aber alles im Griff. Zumindest delegationstechnisch…

Ein weiteres zentrales Element der Küchenmontage scheint nämlich die Aufgabenverteilung zu sein und vor allem WER hier WELCHES Werkzeug benutzen darf. Das Werkzeug ist des Küchenmonteurs heiligstes…so wurde innerhalb weniger Minuten in meinem Flur ein Schrein aus Bohrhammer, Akkuschrauber, Stichsäge, Lochsägen aller Größen, Lasermessgerät und allem Möglichen anderen Geraffel, welches man irgendwie zum Ausrichten und -messen verwenden kann, errichtet. Draußen wurde dann noch das allerheiligste aufgebaut – die Sägeböcke und die Kreissäge. Und was natürlich auf gar keinen Fall fehlen darf: DAS BAUSTELLENRADIO. Das ist immer am Start. IMMER. Lustigerweise ist es im übrigen egal, welches Gewerk am Start ist und welcher Werkzeughersteller hier bevorzugt wird. Das Baustellenradio ist immer das von Marghkita. Sobald das Ding dudelt heißt es, die Arbeit kann losgehen…also WENN die heilige Werkzeugzuteilung erledigt ist. Heute – so beschied der RAM-Babo – wurde dem Azubi des 2. Lehrjahres die unendliche Ehre zu teil die Säge nutzen zu dürfen. Nein, zu müssen. DU wirst heute Sägen, verkündete der RAM-Babo bedeutungsschwanger und überließ damit den Azubi dem sägenden Schicksal. Draußen. In der prallen Sonne. Und mit der zusätzlichen Ansage es ja nicht zu verkacken, denn ER sei nun DER verantworliche der sägenden Front. Nur keinen Druck aufbauen…*umkipp*

Der Azubi des ersten Lehrjahres – körperlich den anderen beiden allerdings auch überlegen – musste derweil die ganze Scheisse ausladen. Arschkarte. Fucking hell – so eine Kackküche ist echt ein 1000 Teile Puzzle. Nicht umsonst kennt der Küchenmonteur seine Wichtigkeit, denn vermutlich ist er der einzige, der den kryptischen Montageplan überhaupt lesen und deuten kann, um aus den abertrölfzig Einzelteilen überhaupt etwas küchenartiges zu Zimmern. Tatsächlich muss ich sagen an dieser Stelle froh gewesen zu sein, dass ich mir den Spass des Küchenbaus nicht gönnen durfte, denn ich hätte den ganzen Mist vermutlich schon nach einer Stunde laut brüllend im Hof angezündet. Nackt ums Feuer tanzend. Was niemand sehen will…

RAM-Babo delegierte derweil und verlangte nach Kaffee. Was nicht so einfach war, denn die Küche, in der die Kaffeemanschine normalerweise zu stehen beliebt, stand ja noch nicht. Zum Glück war die Kaffeemaschine aber in einem Karton in greifbarer nähe, so dass ich leidlich improvisierend ein Gebräu zusammenschusterte, was kaffeeähnlich war. Mein Messlöffel war nämlich nicht greifbar und naja…könnte’n bisschen Stark gewesen sein die Brühe. Störte den RAM-Babo aber nicht, denn der gab sich zwar ein wenig nörgelig, da ich keine Milch anbieten konnte, sagte aber er habe selbst Zucker im LKW. Im Grunde trank er dann nicht Kaffee mit Zucker, sondern Zucker mit Kaffee…ich frage mich ja oft, was für Mägen Monteure/Bauarbeiter so haben. Das Saufen von ungenießbarem Kaffee in Verbindung mit Tonnen von Zucker scheint mir auch stark verbreitet in Industrie und Handwerk (und glauben sie mir, ich weiß das, denn ich hatte 6 Jahre die Gelegenheit mich vom Tischlerkaffee über Straßenbaukaffee bis zu Stahlwerkskaffee zu trinken…mein Magen nimmt mir das noch heute übel) vor allem noch in Kombination mit Kippen und Cola zur Erfrischung dann. Der RAM-Babo wählte jedenfalls genau diese Kombination, um sich zu „dopen“. Prost Mahlzeit…

Der Sägeazubi bekam auch Kaffee – der, der alles schleppen musste nicht. Der allerdings flutete mein Gästeklo bei dem Versuch sich zu erfrischen, um einem Kreislaufkollaps zu entgehen. Immerhin gelang ihm das, aber einen richtig fitten Eindruck machte der nicht. RAM-Babo überlies derweil nichts dem Zufall und hielt packende Monologe zum Thema Küchenmontage und vor allem aber das korrekte Ausrichten von Sachen an Sachen mit Sachen. Vom Zuckeraffee beflügelt rief er mich gar einmal dazu, um mich zu befragen, ob ich den Auslasspinöpel meines Waschbeckens lieber rechts oder links hätte. Auf meine Frage hin, ob das wichtig wäre hat er nur gewartet…einem Schauspiel gleich hob er nämlich nun an ausufernd zu erklären, das der Pinöpel links sein MÜSSE, wenn ich Rechtshänder sei. Azubi 2, der vom heiligen Sägetisch abgezogen worden ist, musste nun Fragen zur Ausrichtung des Pinöpels beantworte. In meiner Gegenwart. Gleich einem Kreuzverhör musste er sich nun auch noch sämtlichen Fragen zu den Themen Armatur, Waschbecken, Eckventil und deren harmonisches Miteinander beantworten und wurde erst entlassen, als ich explizit der Platzierung des linksseitigen Pinöpels zustimmte. Unter der Bedingung, dass das Fenster dann noch vollständig zu öffnen sei. Grober Fehler. Diese Rückfrage fasste Weird Al RAMowitz nämlich als Affront auf…ob ich gar Zweifel an seinem Aufmaß hätte?!? Demonstrativ wurde das Lasermessdings aus der Tasche geholt (ich hatte kurz Bedenken, er wolle mich Blitzdingsen, damit ich vergesse JE gezweifelt zu haben), um mir nochmal profimäßig vor Augen zu führen, dass das Maß quasi maßlos perfekt sei. Alles passt. Na dann…

Neben den bisher genannten Geräten sind im übrigen „die Stich“ und „den Akku“ DIE absoluten Hauptwerkzeuge bei der Küchenmontage. Ungezählte Male hörte ich den Dialog „Gib mir ma die Stich“ oder „Gib ma den Akku mit die XXer Loch (der Durchmesser der Lochsäge variierte öfters)“ Wobei auch hier klar war, dass der sägebefähigte Azubi auch der war, der hier Schrauben durfte. Der andere hatte allerdings dafür Sorge zu tragen, dass die Stich und den Akku immer zum passenden Zeitpunkt hin oder auch weggeräumt wurde und das der Akku von den Akku auch immer geladen war. Die Herrschaften schraubten ja schließlich was das Zeug hielt, so dass der Akku von den Akku auch mal in die Knie ging. Auch hier folgte im übrigen ein Monolog vom RAMeral, was die Ordnung auf der Baustelle und die immer zu erfolgende Ladung von den Akku angeht…

Hätte er mal genauso umfangreich über die Verwendung von Decken oder anderen Kratzer verhindernden Maßnahmen gesprochen…keine Ahnung, ob es grober Unvorsicht oder einem Schwächeanfall geschuldet war, aber mein frisch poliertes Parkett zieren nun ein paar echt nervige Kratzer. Einen strategisch klugen Moment abwartend, da die Azubis gerade draußen weilten und rauchen durften, während RAMowitz mal wieder Zucker mit Kaffee befeuchtete, sprach ich ihn darauf an und bat um Rücksicht meinem Boden gegenüber…im Gegensatz zu seinem Zuckeraffee schmeckte ihm das nicht, aber meiner nachdrücklich vorgetragenen Forderung sich hier was einfallen zu lassen, bevor ich es tun würde, kam er dann doch in Form eines Warengutscheines nach, der mir schriftlich zugesagt worden ist. Gut…Parkett schreibt man nicht „Packret“, aber da will ich mal nicht so sein. Er hat ja’n Foto gemacht für seinen Chef.

Ganze 7,5 Stunden dauerte es dann letztendlich, bis das Küchenpuzzle zum Küchentetris verwandelt wurde und meinen kleinen Raum jetzt gar vortrefflich ausfüllt. Als das Marghkitaradio verstummte, war mir klar, dass die Aufgabe gelöst und die Feuerstelle errichtet worden ist. Tatsächlich ohne große Ausfälle, wenn man mal von den Kratzern im Boden absieht (die man hoffentlich noch nachpolieren kann) und ein paar schwarzen Griffeln auf meiner schönen weißen Wand (Dreckradierer ole) aber die hatten tatsächlich alles dabei und alles funktioniert. Es gab sogar noch eine kleine Einweisung vom RAMinator persönlich…auch dieser mussten die Azubis gar andächtig lauschen, aber gerichtet war sie nur an mich. Stolze Besitzerin einer individuellen Küchenlösung *muahahahahahaha* von Hand errichtet durch zwei junge, motivierte (naja) Aspiranten der Küchenmontagezunft unter den wachsamen und strengen Augen von RAMbo. Selbiger kündigte sehen wahrscheinliche Rückkehr an, denn die Montarghe der eigentlichen Arghbeitsplatte wolle er niemandem außer ihm selbst überlassen, weswegen ein Wiedersehen sehr wahrscheinlich sei…ich harre dann mal der Dinge…

Jetzt allerdings gehe ich erstmal zum Türken und hole mir was zu essen…in eine Küche kriegt mich heute keiner mehr. Und dann überlege ich mir, was ich noch alles für meine Gutscheine kaufe…

 

11 Kommentare

  1. Herrlich geschrieben. Und so treffend. Ich erinnere mich auch noch als wäre es gestern gewesen, dass zwei so Helden unsere Küche montiert haben. Hat gefühlt länger als 7,5 Stunden gedauert – und zum Nacharbeiten mussten sie auch noch einmal Antanzen. Aber egal. Auch bei dir: Küche ist drin und das nun individuell angepasst. Dann hat sich all das doch gelohnt oder? Vermutlich sollte ich aber erst in ein paar Wochen fragen… ;)

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    1. Danke – ja, frag am besten nochmal, wenn dann auch die Arghbeitsplatte da ist und passt…so ein bisschen was muss dann nämlich auch noch nachgearbeitet werden, aber nach all den Horrorgeschichten, die ich so über Küchenaufbau gehört habe, lief’s bisher noch verhältnismäßig gut…

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  2. *prust* Und ich fand schon die Montage meines dreiteiligen Kleiderschrankes furchtbar. Danke für die Warnung – ich werde nie irgendwo hinziehen, wo keine Küche drin ist. Ich würde jahrelang in einer Abfalltonne im Hof kochen müssen. Oder würde in der Mensa der Geschlossenen versorgt werden. ^^

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    1. Naja, deswegen rate ich dazu eine Küche da zu kaufen, wo deren Aufbau durch Fach*umkipp*personal inklusive ist…alleine hätten wir das nicht hingekriegt und vermutlich auf den schwelenden Überresten einmal gegrillt, bis es dann in die Geschlossene gegangen wäre…

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  3. Meine neue custom-made Arbeitsplatte ist für Dienstag angekündigt, gottseidank ist nur ein Schrank noch wieder an Ort und Stelle zu rücken. Ich habe übrigens einen großen, haargegelten (wer’s mag) Tischler nebst Praktikantin. ;) Ohne Radio.

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  4. Herrlich!
    Übrigens: Ich empfehle, die Wände in der Küche mit Elefantenhaut überzustreichen (und ggf. auch in Flur und Treppenhaus etc.) – insbesondere in Anbetracht der Ankunft von Mini-Argh, der/die/das auch irgendwann das Rumliegstadium überwindet und mit nicht immer porentief reinen Händen die Wände angrabbelt oder mal farbintensive Flüssigkeit verspritzt. Don’t ask me how I know…

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    1. Elefantenhaut? Was ist das? Das gute an der Küche ist, dass das Miniargh da keine Wand mehr zum begrabbeln hat…alles verbaut, aber der Flur 🤔🤔🤔

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      1. Elefantenhaut ist ein Anstrich- und Tapetenschutz (zB von Caparol). Lässt sich abwischen (nicht abschrubben) und glänzt halt ein bisschen. Viele streichen das auch um die Lichtschalter, damit dort die Tapete nicht so abgrabbelt.

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  5. Göttlich! XD
    Danke für den abendlichen Lachanfall! :D

    Wann steht denn die Mammutgrillfete an, damit ich da mal vorbeikommen kann? ;)

    PS: Wenn du nackert ums Feuer tanzt, darf man dich dann Rumpelarghchen rufen? :P

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  6. gnihihihihi…. stimmt, die kommen nie ohne das Radio…. Keiner….
    Da hamse doch richtig Schwein gehabt, mit dem RAMbo.Bei mir waren die nur zu zweit und ich habe ja eher eine Kochhalle und eine so harte Arbeitsplatte, dass die Herren mehrere Sägeblattdinger im Feuer verloren.

    Ich möchte zu gerne ein Foto von der neuen Kochhöhle sehen.

    Das mit der Elefantenhaut ist eine gute Idee.
    Ist zwar etwas teuer, aber empfehlenswert mit einem Mini-Argh.
    Der Schmutzradierer wird trotzdem an Ihrer Hand anwachsen :-)))

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    1. Deswegen kommt meine Arbeitsplatte erst später – die vermessen die jetzt erst richtig und dann wird die im Werk maschinell auf Mass geschnitten – das dauert aber 3 Wochen. Argh! Und jetzt her mit dem Schmutzradierer…

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